Informatik, KI, Kognition, Kunst und Fibel: 80 Monate altruistischer Konstruktionismus an einer Kunsthochschule
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Daniel D. Hromada, PhD. et PhD.
daniel@udk-berlin.de https://udk.ai/infos2025

CC BY-NC-SA

Informatik, KI, Kognition, Kunst und Fibel: 80 Monate altruistischer Konstruktionismus an einer Kunsthochschule

 

Kunsthochschule

Die Ausbildung an einer Kunsthochschule findet in einem grundlegend anderen Umfeld statt als an„traditionellen“ Universitäten.

Universität der Künste Berlin

größte Kunsthochschule Europas

andere Lehr- und Lernkultur, einzige Studiengänge nicht Bologna-konform, kleine Klassen, ~ 1:10 Betreuung

offene, prozessorientierte Projekte

kaum quantitative Bewertung (e.g. keine Noten, Tests, Anwesenheitslisten)

Studierende aus ganzen Welt, mehr Frauen als Männer, viele non-binäre Personen

Kreativität & freier Ausdruck wichtiger als Regeln & Standards

oft nicht wahrgenommen als eine Einrichtung wo seriöse Forschung bzw. Lehre stattfinden kann

Juniorprofessur für digitale Bildung

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DigiEduBerlin team (February 2024)

eingerichtet 2018 im Rahmen einer Public-Private-Partnership zwischen UdK, Einstein Foundation, Stadt Berlin und Cornelsen *

Lehrpflicht, aber nicht an ein bestehendes Studienprogramm gebunden

zum Amt auf Zeit berufen wurde der damalige Systemadministrator des UdK-Medienhauses, der gerade Doppel-Doctor-Titel in Kybernetik (Slovak Technical University) und Kognitiver Psychologie (Université Paris 8) erhalten hatte (e.g. ich)

Digitale Bildung ?

Digitale Bildung wird als Vereinigungsmenge zweier miteinander verbundener Teilmengen definiert: ‚Bildung mit Digitalem‘ und ‚Bildung über Digitales‘.

Bildung-mit-Digitalem

Bildung-mit-Digitalem konzentriert sich auf die Nutzung und Integration digitaler Medien und digitaler Werkzeuge im Rahmen allgemeiner Lehr-, Lern- oder kognitionsfördernder Prozesse.

Bildung-über-Digitales

Bildung-über-Digitales bezieht sich auf die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen in Bezug auf die grundlegenden Aspekte digitaler Technologien. Dazu gehören Bereiche wie Logik, Mathematik, Informatik, Kybernetik, Kognitionswissenschaften (inkl. KI), Mensch-Computer-Interaktion, Datenwissenschaft, Elektrotechnik, Robotik, u.s.w.

Personal Primer

Das Personal Primer, auch Fibel genannt veranschaulicht die Verschmelzung von Bildung-mit-Digitalem und Bildung-über-Digitales innerhalb eines konstruktionistischen Lernrahmens. Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen, darunter Design, Elektroingenieurwesen und Informatik wurden eingeladen, interaktive Lesegeräte für jüngere Kinder zu entwickeln, die sich am Beginn ihrer Leseentwicklung befinden. 

Kernkonzept: Erfahrenere Studenten gestalten / programmieren Bildunginstrumente für jüngere Schüler.

Altruistischer Konstruktionismus

Altruistischer Konstruktionismus oder Altruistisches Lernen ist ein didaktischer Ansatz, der Lernen-durch-Schaffen-für-andere betont. 
 
In diesem Modell erschaffen Lernende Artefakte nicht nur zumeigenen Verständnis oder zur Bewertung, sondern mit der expliziten Absicht, dass diese Artefakte die Lernprozesse weniger erfahrener oder jüngerer Lernender unterstützen werden.

Grundprinzip der Pädagogik

"So back to the innocent but fundamental question:

how best to conceive of a subcommunity that specializes in learning among its members?

One obvious answer would be that it is a place where among other things, learners help each other learn, each according to her abilities.

(Jerome Bruner, The Culture of Education, p.21)

Altruinformatik

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DALL-E prompt: "generate a picture (gustav doree style), with Pascal (giving calculator to his father), Leibniz liberating from drugery and Shannon publishing open science paper."

Pascal, Leibniz ...

Claude Shannon – Informationstheorie frei publiziert (1948)

ARPANET – öffentlich finanzierte Infrastruktur, offen für Universitäten

UNIX & C – frei verfügbar in der akademischen Welt

GNU Manifest (1983) – Softwarefreiheit als Ethik

Linux (1991) – gemeinschaftlich entwickeltes Betriebssystem

Wikipedia (2001) – globales Wissensgeschenk

HuggingFace – offene Modelle und Datensätze

You name it...

80 Monate

Nicht nur Personal Primer sondern auch:

fibel.digital

Kastalia Knowledge Management System

UdK "Notfalldigitalisierung"

Matrix homeservers medienhaus.udk-berlin.de und m3x.baumhaus.digital

udk.ai , huggingface.co/udkai u.s.w.

Curriculare Überlegungen

Im Kontext einer Universität, in der das Wort „Wissenschaft“ auf andere Art & Weise verwendet wird, wurden andere, subtilere Wege zur Einführung von „Informatikbildung“ in den Lehrplan als notwendig erachtet.

Kunst, Kognition, Komputation, Bildung

Einen 4-Semester-Zyklus, der die Studierenden zwar in die Hauptthemen der „Kognitionswissenschaften“ einführt, aber auch schrittweise ihre AI Literacy erhöht. Der vier Semester umfassende Zyklus der überwiegend theoretischen Seminaren gestaltet sich wie folgt:

0. Geschichte der Berechnung

1. Sprachen, Grammatiken, Modelle

2. Menschliche und künstliche Intelligenz

3. Menschliches und maschinelles Lernen

Fallstudie: AI Unplugged

Im Seminar „Menschliches und maschinelles Lernen“ wurde das AI Unplugged-Curriculum eingesetzt, zunächst als kleine Aktivität zur Einführung von Klassifikatoren nach der Sitzung zu Merkmalen

Aus der geplanten 30-minütigen Übung („Guter-Affe-Böser-Affe“) entwickelte sich jedoch ein zentrales Element, das drei Sitzungen prägte. Dabei erwies sich AI Unplugged als äußerst wirksames didaktisches Instrument, um zentrale Konzepte des maschinellen Lernens (z. B. kombinatorische Explosion, Training/Testen, Präzision, Recall, F-Score) verständlich zu machen. 

Aus dem scheinbar einfachen Papier-und-Stift-Spiel entstand ein komplexes kollektives Projekt, das bis hin zu Expertensystem-Skripten und Jupyter-Notebooks führte.

Herstellung der digitalen Artefakten

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Most commonly used frameworks / libraries

Praktische Seminarreihe. Wichtigste Komponenten:

git

Kommandozeile

Collaborative Coding (tmux, JupyterLab)

Embedded Systems (Raspberry Pi, NVIDIA Jetson/Orin)

Fokus auf die Kommunikation zwischen verschiedenen Artefakten (alle Schichten des OSI-Modells, von TX/RX bis zu WebSockets)

Präsentation der Ergebnisse beim UdK-Rundgang

Plädoyer für Lehramt Kunst und Informatik 0.

Die Trennung zwischen künstlerischer Praxis und informatischer Ausbildung ist nicht länger haltbar: In zeitgenössischen kreativen Bereichen beschäftigen sich Künstler zunehmend mit Datenstrukturen, Algorithmen, Modellen, informatischen Artefakten u.s.w. als integrale Bestandteile ihrer Arbeit.

Plädoyer 1.

Ein formalisiertes Lehramt Kunst & Informatik-Programm wird zukünftige Lehrkräfte nicht nur mit informatischen Kompetenzen ausstatten, sondern auch traditionelle pädagogische Hierarchien herausfordern. Die Nachfrage nach einem solchen Programm ist doppelt:

Aus dem Bereich der Kunsterziehung wo digitale Ansätze allgegenwärtig sind, formale Schulungen im informatischen Denken jedoch selten bleiben.

Aus dem Bereich der Informatikpädagogik – wo sich zunehmend Stimmen dafür finden, schöpferische Dimensionen der Informatik stärker zu berücksichtigen.

Danke

https://udk.ai/infos2025

daniel@udk-berlin.de